Kilimanjaro Tag 4: Barranco Camp (3960 m) – Karanga Camp (4035 m) – Barafu Camp (4640 m)

Es ist der vierte Tag am Berg, heute gehen wir vom Barranco Camp (3.960 m) über das Karanga Camp (4.035 m) zur letzten Station vor dem Gipfel, dem Barafu-Camp auf 4.640 m. Ich habe gelesen, dass „barafu“ Swahili ist und so viel heißt wie Eis oder Gletscher. Der Gedanke fasziniert mich aber mir graut schon jetzt vor einer eisig kalten Nacht im Zelt. Jetzt ist es aber erst einmal morgens gegen 7:30 Uhr und wir brechen auf, um zunächst die Barranco Felswand, auch „Breakfast“ genannt, zu überwinden. Beim steilen Aufstieg über die Felsen heißt es hin und wieder ein wenig zu klettern. Mit zwei freien Händen und einem leichten Tagesrucksack ist das für uns kein Problem. Eigentlich gefällt mir diese Passage sogar sehr gut! Mir aber tun die Träger leid, für sie ist dieses Teilstück wirklich sehr anstrengend, mühsam und mitunter auch gefährlich. Wenn ich mein großes Gepäck, das Zelt und die Essensvorräte selbst tragen müsste, würde ich diese Felswand niemals hinaufkommen. Ich habe großen Respekt, was diese Jungs leisten. Auch einige der anderen Bergtouristen haben Schwierigkeiten ihr eigenes Gewicht mit nur einem Bein zu stemmen oder sich an der ein oder anderen Stelle aus eigener Kraft hinaufzuziehen. Wer aber etwas geübt ist und sich nicht davor scheut sich am Fels festzuhalten hat hier kein Problem. An der Barranco Wall überwindet man ca. 250 Höhenmeter und erreicht dann auf etwa 4.200 m ein weitläufiges Plateau von dem aus man einen grandiosen Ausblick auf den Kibo genießen kann.

 

Mount Meru fotografiert vom oberen Ende der Barranco Wall, Kilimanjaro, Tanzania

Mount Meru fotografiert vom oberen Ende der Barranco Wall, Kilimanjaro, Tanzania

Pause im Karanga Camp, Kibo im Hintergrund, Kilimanjaro, Tanzania

Pause im Karanga Camp, Kibo im Hintergrund, Kilimanjaro, Tanzania

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Weg führt weiter in östliche Richtung, mal geht es bergab, mal bergauf, dann wieder bergab und wieder bergauf, bis wir so etwas mühsam schließlich gegen Mittag das 4.035 m hoch gelegene Karanga Camp erreichen. Unsere Träger sind bereits im Camp angekommen und staunen darüber, wie zügig wir ihnen nachnachgekommen sind. Emanuel ist schon mit Kartoffelschälen beschäftigt, während Stephen uns gleich zwei Campingstühle bringt, damit wir es uns gemütlich machen können – dieser für uns ungewohnte Service am Berg ist wirklich fein ;). Die Sonne scheint und es ist einfach nur schön: diese Aussicht auf die dicke weiß strahlende Wolkenschicht, die sich beinahe immer auf einer Höhe um die 3.000 m hält. Das Sonnenlicht ist grell und wärmend. Dennoch ist es auf 4.000 m Höhe natürlich frisch. Aber kein Vergleich zu den Alpen. Hinter uns erhebt sich der Gipfel des Kibo vor einem Smaragd-blauen Himmel. Einfach wunderbar! Wir sagen Stephen, dass er das Essenszeit für das Mittagessen nicht extra aufbauen muss, denn wir gehen ja später noch weiter ins Barafu Camp und dann müsste alles wieder abgebaut und erneut aufgebaut werden. Also muss das Zelt nicht unbedingt sein, denn Regen scheint auch keiner im Anmarsch zu sein und unsere Jacken und die wärmenden Sonnenstrahlen halten uns ausreichend warm. Also können sie den Camping Tisch für das Mittagessen auch einfach im Freien aufstellen. Die Jungs wirken skeptisch und zögern aber Fredy gibt schließlich das OK. Also sitzen wir in der Sonne und staunen auf das Wolkenmeer unter uns und den Blick auf den Kibo. Emanuel deckt den Tisch und brüht Tee auf. Wenig später kommt er nochmal mit einem vollbeladenen Tablett und auf einmal stehen eine Pizza und Kartoffelschnitze auf unserem Tisch! Ich traue meinen Augen kaum, ich meine, wir sind am Berg auf über 4.000 m Höhe, es gibt hier keinen Backofen, keinen Strom, ja nicht mal fließendes Wasser aber wir haben hier eine echte Pizza zum Mittag! Und die schmeckt auch noch ausgezeichnet! Wir können es kaum fassen und genießen diese super leckere Pizza bis zum letzten Bissen. Emanuel freut sich, als wir ihm sagen, dass die Pizza „very very tasty“ war. Er lacht und sagt wie immer nur ein einziges Wort: „karibu“ – was so viel heißt wie gern geschehen oder auch willkommen. Wir trinken noch eine Tasse Tee bevor wir unsere Nachmittags-Etappe zum Barafu Camp antreten.

 

Im Küchenzelt bereitet Antipas gerade einen Teig vor, Kilimanjaro, Tanzania

Im Küchenzelt bereitet Antipas gerade den Pizzateig vor, Kilimanjaro, Tanzania

Pizza und Kartoffelschnitze zum Mittagessen über den Wolken, Kilimanjaro, Tanzania

Pizza und Kartoffelschnitze zum Mittagessen über den Wolken, Kilimanjaro, Tanzania

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über eine Ascheschutt- und Gerölllandschaft geht es stetig bergauf, bei immer spärlicher werdender Vegetation – falls man die paar kargen Grashalme überhaupt noch als Vegetation bezeichnen kann. Bei der Höhe ist es echt erstaunlich, dass nicht überall alles vergletschert ist. Aber wir sind hier ja nicht in den Alpen sondern etwas südlich des Äquators, da herrscht einfach ein anderes Klima. Bald erreichen wir eine äußerst weitläufige, graue Steinwüste, in der sich der noch bevorstehende Pfad wie eine dünne Schnur abzeichnet. Noch ein letzter etwas steilerer Anstieg, bei dem es heißt langsam zu gehen. Die Höhe ist nun deutlich zu spüren, und es gilt jede hastige Bewegung oder größere Anstrengung zu vermeiden. Ich achte ständig darauf, dass mein Puls nicht zu schnell wird. Aber wenn man gemütlich geht, dann ist eigentlich alles in Ordnung. Sobald wir die Anhöhe erreicht haben, wird der Blick auf den Mawenzi frei, die östlichste Erhebung des Kilimanjaro. Ich bin immer noch fasziniert, dass dieses gesamte, gewaltige Massiv zu einem einzigen großen freistehenden Berg gehört und wir nur noch eine weitere Etappe vom Gipfel entfernt sind. Die Dimensionen des Berges sind wirklich gigantisch. Bereits kurz nach 14 Uhr haben wir unser letztes Camp auf 4.640 m Höhe erreicht. Ich kann es nicht genau sagen aber durch das stetige auf und ab haben wir heute bestimmt um die 900 bis 1.000 Höhenmeter gemacht, bei ca. 8 km Streckenlänge (obwohl es sich durchaus weiter angefühlt hat). Wie schade, dass wir kein GPS Gerät dabei haben.

 

Der Weg zum Barafu Camp (4.640 m), Kilimanjaro, Tanzania

Der Weg zum Barafu Camp (4.640 m), Kilimanjaro, Tanzania

Ankunft im Barafu Camp (4.640 m), Kilimanjaro, Tanzania

Ankunft im Barafu Camp (4.640 m), Kilimanjaro, Tanzania

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Barafu Camp gibt es keinerlei Vegetation mehr. Die Zelte stehen auf einer grauen Steinwüste und es in dieser Höhe auch ziemlich kühl. Wir freuen uns auf den heißen Tee und das warme Popcorn, das die Jungs gerade schon wieder vorbereiten. Gemeinsam mit unserem Guide Fredy besprechen wir die morgige Gipfeletappe. Wir werden ein „early dinner“ bekommen und auch früh schlafen gehen, denn morgen sollen wir bereits um Mitternacht aufstehen, damit wir um 1 Uhr zu unserem Gipfelmarsch aufbrechen können. Ich versuche diese unmenschlichen Zeiten irgendwie zu verdrängen, immerhin sind es ja noch ein paar wenige Stunden bis dahin …

Sonnenuntergang am Kilimanjaro, Tanzania

Kurz vor dem Sonnenuntergang am Kilimanjaro, Tanzania

Der Sonnenuntergang am Abend im Barafu Camp (4.640 m), Kilimanjaro, Tanzania

Der Sonnenuntergang am Abend im Barafu Camp (4.640 m), Kilimanjaro, Tanzania

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt staunen wir erstmal über den Sonnenuntergang im Barafu Camp. Wie schon gestern im Shira Camp sind auch diese Momente unvergesslich! Die Sonne scheint beinahe direkt hinter dem Gipfel des Mount Meru, welcher am Horizont aus dem Wolkenmeer herausragt, unterzugehen. Die gelb-orange-rote Abenddämmerung ist besonders kräftig und sobald die Sonne verschwunden ist, wird es hier auf dieser Höhe bitterkalt. Später beim Einschlafen bin ich fast ein bisschen nervös auf den morgigen Tag. Ich fühle mich wie ein Kind am Abend vor Weihnachten :)

 

Hier geht’s zum Gipfeltag: Kilimanjaro Tag 5: Barafu Camp (4.640 m) – Uhuru Peak (5.895 m) – Mweka Camp (3.080 m)

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